Schlussfolgerungen zu den Wahlprogrammen SGK 2024

Dieser Blog-Beitrag enthält die Schlussfolgerungen zu den Wahlprogrammen der Kandidaten. Da die Analyse aus drei Teilen besteht, wird hier dieselbe Struktur verwendet.

Allgemeine Wahlversprechen

Allgemeine Wahlprogrammanalyse: öffnen

Leider neigen viele Kandidaten immer wieder zu populistischen und unpräzisen Formulierungen wie „Stärkung“, „Förderung“, „Vielfalt“, „jüdische Werte“ oder „Unterstützung“, ohne konkrete Maßnahmen zu beschreiben.

Es scheint, dass die Sorge um die Menschen in Chorweiler (besonders Chorweiler) und Porz größer ist als je zuvor. Das liegt wahrscheinlich daran, dass der Stimmenunterschied (Wahlen 2021) zwischen Platz 10 und 15 nur 37 Stimmen beträgt und zwischen Platz 15 und 16 sogar nur eine Stimme. Eine effektive Wahlpropaganda allein in Chorweiler könnte daher für den Wahlsieg entscheidend sein.

Bemerkenswert ist, dass keiner der Kandidaten erwähnt, dass in Chorweiler bereits jüdische Feiertage gefeiert werden. Dies könnte darauf hindeuten, dass einige Kandidaten entweder nicht ausreichend über die Aktivitäten in der Gemeinde informiert sind oder bewusst Probleme erfinden, um sich selbst als Lösung zu präsentieren.

Auffallend ist, dass sich zwar mehrere Kandidaten für die Einstellung von Rabbiner Levi Zelixon aussprechen, aber niemand konkrete Schritte vorschlägt (oder erzählt, was bisher getan wurde), um dies zu erreichen,  z.B. eine Unterschriftensammlung.

Alexander Grodskij

Wahlprogrammanalyse von Alexander Grodskij: öffnen

Betrachtet man das Wahlprogramm von Herrn Grodskij ganz nüchtern, so lassen sich die Vorschläge in zwei große Gruppen einteilen: Populismus und „Kleinigkeiten“.

Das Problem des Populismus (populistische Vorschläge) kann mit Hilfe des gesunden Menschenverstandes aus dem Gedächtnis entfernt werden.

Kleinigkeiten: Die Punkte „Audioanlage“ oder „barrierefreier Übergang“ können geklärt bzw. umgesetzt werden, wenn man das Thema an den entsprechenden Stellen anspricht.

Man muss kein Mitglied der Gemeindevertretung sein, um die Probleme der Menschen (wenn es denn welche gibt) an die richtige Stelle zu bringen und zu versuchen, sie selbst zu lösen.

Illusorische Macht

Es ist traurig zu sehen, dass Herr Grodskij eine reale, bezahlte (auf Honorarbasis) Position als Deutschlehrer für ukrainische Flüchtlinge aufgegeben hat, um sich stattdessen um einen Sitz in der Gemeindevertretung zu bemühen. Nach vorliegenden Informationen wurde der Deutschkurs zum 01.10.2024 eingestellt.

Ist das nicht ein Widerspruch zwischen dem Wunsch, der Gemeinde zu dienen (aber nur in der Gemeindevertretung) und der gleichzeitigen Weigerung, den Gemeindemitgliedern tatsächlich direkt zu helfen?

Es erscheint mir wie eine völlige Verzerrung der Realität, wenn bei der Wahl zwischen konkreter Hilfe als Deutschlehrer für die Flüchtlinge und einem möglichen Sitz in der Gemeindevertretung Letzteres bevorzugt wird.

Igor Schkljar

Wahlprogrammanalyse von Igor Schkljar: öffnen

Auffallend ist, dass sich zwar mehrere Kandidaten für die Einstellung von Rabbiner Levi Zelixon aussprechen, aber niemand konkrete Schritte vorschlägt, um dies zu erreichen,  z.B. eine Unterschriftensammlung.

Das Wahlprogramm ist eine gefährliche Mischung aus unrealistischen und widersprüchlichen Versprechen, mangelndem Verwaltungsverständnis und populistischen Vorschlägen, gepaart mit erschreckender Unkenntnis oder bewusster Irreführung, wie etwa der Forderung nach mehr Kindergarten- und Schulplätzen.

Das grundlegende Dilemma besteht darin, dass Igor Schkljars Ambitionen und seine Lebenssituation, gepaart mit diesen leeren Versprechungen, Gefahr laufen, Stereotype zu bestätigen, die seit Jahrhunderten gegen Juden geschürt werden.

Die Situation, dass ein Kandidat, der seit zwei Jahrzehnten in Deutschland auf Kosten des Steuerzahlers lebt (oder kann der Kandidat etwas anderes nachweisen?), sich aber in der Lage sieht, im Vorstand einer großen jüdischen Gemeinde zu sitzen und damit Tausende von Juden auf höchster politischer Ebene zu repräsentieren, bringt die jüdische Gemeinschaft in eine äußerst prekäre Lage.

Wir leben in einer Zeit, in der sich der Judenhass ungebremst ausbreitet und immer mehr Menschen erreicht und ansteckt, die früher Juden gegenüber neutral waren.  Wenn jemand, der, gelinde gesagt, keinen „tadellosen Lebenslauf“ vorweisen kann, mit plakativem Populismus und Versprechungen, die jeder Grundlage entbehren, gewählt wird, könnte dies durchaus als Bestätigung eines falschen Narrativs interpretiert werden.

Ein positives Beispiel aus Frankfurt

Die vor kurzem abgeschlossenen Gemeinderatswahlen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt waren in mehrfacher Hinsicht interessant und als positives Beispiel nachahmenswert.

Jeder Kandidat stellte sich in einer Videobotschaft kurz vor. Im Mittelpunkt der Wahlprogramme stand meist die Expertise aus dem eigenen Tätigkeitsfeld.

So berichtete z. B. Nachumi Rosenblatt von seinen Erfahrungen als Leiter der Abteilung Kinder, Jugend und Familie bei der ZWST. Gerade diese Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen möchte er in seine Arbeit in der Gemeindevertretung einbringen.

„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ 

Jede Wahl ist eine Gelegenheit für die Gemeinde, ein Zeichen zu setzen, dass jüdisches Leben auf Werten wie Ehrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein basiert und nicht auf leeren, schillernden Versprechungen.

Man kann nur hoffen, dass die Gemeinde Kandidaten wählt, die bereit sind, auf reale Herausforderungen einzugehen und nicht mit Populismus zu glänzen, obwohl die Auswahl in unserer Gemeinde sehr bescheiden ist. Das wäre wirklich ein starkes, positives Signal – sowohl nach innen als auch nach außen.

P.S.

Wenn sich einige Gemeindemitglieder oder Kandidaten mächtiger, klüger, erfolgreicher oder in ihrer Selbstwahrnehmung bestärkt fühlen, können sie gerne meinen Namen klein schreiben, mich als „gewisser кrеуmаn“, „gewissen Blogger“, „gewissen Journalisten“ usw. bezeichnen. Bitte, genießen Sie diesen Moment. Ich verstehe, dass manche Menschen solche kleinen Siege brauchen. Sehen Sie es als meinen bescheidenen Beitrag zu Ihrem Selbstwertgefühl.

Ich erfülle gerne meine Mizwa, indem ich den Schwächeren helfe.

Mit herzlichem Schmunzeln,

Anatoli Кrеуmаn

 


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