Aufruf an die Gemeindemitglieder, gegen die Verlängerung der Amtszeit zu stimmen

Liebe MitgliederInnen der Synagogen-Gemeinde Köln,

als Gemeindemitglied, dem das Ansehen und die Sicherheit des jüdischen Volkes in Deutschland nicht gleichgültig sind, wende ich mich heute mit tiefer Sorge an Sie.

Unsere Gemeinde steht vor einer entscheidenden Herausforderung, die nicht nur unsere interne Gemeinde, sondern auch unsere Stellung in der deutschen Gesellschaft betrifft.

Wir dürfen nie vergessen, dass unsere Existenz durch den Staatsvertrag mit Nordrhein-Westfalen gesichert ist – ein Zeichen des Vertrauens in uns. Dieses Vertrauen verpflichtet uns aber auch, demokratische Werte zu leben und zu verteidigen. Es geht nicht nur um uns, es geht um unser Ansehen in der Gesellschaft.

Leider müssen wir feststellen, dass die Wahlen, die in der Vergangenheit in unserer Gemeinde stattgefunden haben, nicht den Standards von Fairness und Transparenz entsprochen haben, die in einer Demokratie unabdingbar sind. Dieses Verhalten schadet nicht nur unserer Gemeinde nach innen, sondern auch den deutsch-jüdischen Beziehungen insgesamt.

Noch besorgniserregender ist, dass Vorschläge für eine dringend benötigte Satzungsänderung, die echte Demokratie und Transparenz bringen würden, ignoriert wurden.

Besonders alarmierend ist die Tendenz, die Amtszeiten zu verlängern, anstatt sich auf faire Wahlen zu konzentrieren. In welcher Gesellschaft ist es normal, dass die Führung über Jahrzehnte unverändert bleibt? In welchem Land verlängert ein gewählter Präsident seine Amtszeit und lässt sich unbegrenzt wiederwählen? Fast 40 Jahre im Gemeinderat, 20 Jahre im Vorstand – wollen wir das? Diese Praxis spielt leider genau jenen in die Hände, die uns mit Stereotypen eines angeblichen jüdischen Machtstrebens belegen wollen.

Ich appelliere an Herz und Verstand: Lassen Sie uns nur einer Statutenänderung zustimmen, die Fairness, Transparenz und Erneuerung in den Mittelpunkt stellt. Wir müssen zeigen, dass wir eine Gemeinde sind, die demokratische Werte nicht nur schätzt, sondern auch lebt. Für uns, für unsere Kinder und für das Ansehen der Juden in Deutschland.

Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Gemeinde ein Ort wird, an dem Gerechtigkeit, Respekt und demokratische Werte nicht nur nach außen gepredigt, sondern auch nach innen gelebt werden.

Kommen Sie am Sonntag, den 14.01.2024  um 16 Uhr in die Gemeinde. Stimmen Sie gegen die Amtszeitverlängerung, setzen Sie sich für eine Satzungsänderung ein, die eine faire Wahl ermöglicht.

Liebe Grüße

Аnаtоli Кrеуmаn


Die Mehrheit der Anwesenden stimmte gegen die Verlängerung der Amtszeit.


Weitere Informationen / Links:

Bewertung der Vorschläge des Vorstand/der Gemeindevertretung für Satzungsänderungen

Satzungsänderungen für eine faire Wahl

Vorschlag – Notwendige Satzungsänderungen für die faire Wahlen

Offizielle Information: Vorschläge für die Änderung der Satzung (Gemeindeblatt, S. 78-79)

Am 22.08.2021 wurde bereits ein Versuch unternommen, die Anzahl der Jahre im Amt von drei auf vier zu erhöhen. Damals scheiterten die Damen und Herren mit dem Vorschlag. Dieses Jahr haben sie sich sicher besser vorbereitet. Es ist unglaublich, wie attraktiv diese illusorische Macht über die Gemeinschaft sein kann. Mehr dazu hier.