Denkmal für die jüdischen Soldaten 1914-1918 in Köln

Dieser Artikel ist der erste von zwei Beiträgen, die dem Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten (Friedhof in Köln-Bocklemünd) gewidmet sind.

Im ersten Teil geht es darum, den Gefallenen ihre Namen zurückzugeben, auch wenn dies vorerst im Internet auf dieser Website geschieht.

Im zweiten Teil (wird erst nach Klärung offener Fragen veröffentlicht) geht über die Forderung von Benzion Wieber aus dem Interview (oder Pressemitteilung?) der Kölner Stadt Anzeiger, das Denkmal zu restaurieren. Aus glücklicher Zufall wurde diese fünf Tage vor der Gemeindewahlen veröffentlicht: Denkmal für jüdische Soldaten in Bocklemünd verwittert

Aktueller Zustand des Denkmals

Wie auf dem Bild zu erkennen ist, sind die Buchstaben nicht mehr lesbar. Über die Einzelheiten des aktuellen Zustands und die geplanten Renovierungsschritte wird im zweiten Beitrag berichtet.

Inschriften auf dem Denkmal

  • Mittlerer Teil: In treuer Pflichterfüllung starben für das Vaterland 1914 – 1918
  • Linke Seite: יזכרם אלקים לטובה עם שאר צדיקי עולם  – Möge G-tt ihrer zum Guten gedenken, zusammen mit den anderen Gerechten der Welt. Dieser Satz ist eine traditionelle jüdische Gedenkformel, mit der Verstorbene geehrt werden.
  • Rechte Seite:  איך נפלו גברים בתוך מלחמה  – Wie Helden im Krieg gefallen. Dieser Satz scheint eine abgeänderte Form „אֵיךְ נָפְלוּ גִבּוֹרִים“ aus dem zweiten Buch Samuel (z.B. Vers 27) zu sein. Dieser Vers ist Teil der Klage Davids über Saul und Jonatan nach deren Tod.

Die Namensliste wurde von mir persönlich anhand von Fotos erstellt. Damit ist der erste Schritt getan, den Gefallenen wieder einen Namen zu geben.

Linke Seite: יזכרם אלקים לטובה עם שאר צדיקי עולם

Linke Seite 1 Linke Seite 2 Linke Seite 3
Gustav Abrahamsohn Siegmund Dannenbaum Max Goldenberg
Georg Abramsohn Salomon Dattel Julius Goldfinger
Leo Adler Berth David Max Gottschalk
Josif David Aussenberg Ernst David Siegmund Gottschalk
Heinrich Bach Heinrich Desenberg Leo Grabowski
Albert Bähr Heinrich Dülken Julius Gutmann
Alfred Bähr Conrad Eichelgrün Karl Haas
Salomon Bähr Werner Elias Hermann Hackesberg
Fritz Baum Albert Elkan Leo Hayum
Josef Baum Leopold Elsberg Max Hayum
Max Bendix Philipp Elsberg Waldemar Heidegger
Sally Benjamin Karl Emanuel Louis Heilberg
Siegmund Berg Richard Epstein Felix Heilborn
Fritz Bernstein Alfred Falk Siegfried Heilborn
Albert Blümenfeld Adolf Fischer Georg Heimann
Herbert Brünell Isidor Fischer Hugo Heimann
Otto Buchholz Alfred Frank Karl Heinau
Ferdinand Buxbaum Otto Frank Leo Heinemann
Lothar Cahn Rudolf Frank Helmuth Heilwitz
Walter Coblenz Benno Franken Hermann Hertz
Otto Cohen Alfred Freudenberg Alfred Herz
Robert Cohen Felix Frohwein Stephan Herz
Alfred Cohn Lothar Gabali Berth Herzberg
Jsidor Cohnen Albert Glaser Hanz Herzfeld
Leopold Albert Felix Cohn Adolf Herz
Siegmund Abel Siegfried David Julius Meyer
Moritz Adler Josef Karfiol Ludwig Friedrich Levi
Kurt Binner Henry Kreuzer

Mittlerer Teil:  „In treuer Pflichterfüllung starben für das Vaterland 1914 – 1918“

Mittlerer Teil 1 Mittlerer Teil 2 Mittlerer Teil 3
Albert Leopold Hess Leo Kaufmann Max Luttinger
Andreas Heumann Nathan Kaufmann Richard Lyon
Josef Heumann Sally Kirschberg Sally Mahler Mandelbaum
Otto Heydt Herbert Koppel Siegfried Marchand
Fritz Heymann Jsaak Berl Koss Otto Marum
Max Heymann Julius Kossmann Richard Marum
Moritz Hirsch Karl Kratz Albert Marx
Hermann Hoflich Gustav M. Lazarus Erich Marx
Arnold Honigbaum Albert Leils Ferdinand Marx
Albert Horn Alfred Levi Hermann Marx
Hermann Horn Hermann Levi Max Marx
Heinrich Ichenhäuser Josef Levi Joachim Ernst Mayer
Gustav Isaac Moritz Levi Hugo Mayer
Alfred Isaack Moritz Levi Sally Mayer
Benno Jakobs Nathan Levi Joachim Maymann
Ernst Jansen Alfred Levy Saul Maymann
Ernst Jonas David Levy Saul Maymann
Erich Kahn Ernst Levy Richard Mendel
Robert Kahn Julius Levy Otto Menkel
Fritz Karger Maximilian Levy Alfred Meyer
Max Karlebach Louis Lewin Eugen Meyer
Adolf Katz Arthur Lichtenstein Fritz Meyer
Hermann Katz Albert Linz Max Minkel
Josef Katz Hermann Lion Erich Möller Moritz
Max Katz Kurt Lion Bernhard Moses
Ernst Kaufmann Benno Loewendahl Alphons Nathan
Fritz Kaufmann Eugen Loewenstein
Josef Kaufmann Julius Löwenthal

Rechte Seite: איך נפלו גברים בתוך מלחמה

Rechte Seite 1 Rechte Seite 2 Rechte Seite 3
Alfred Nethe Hugo Siegel Otto Stern
Max Neumann Hermann Simon Richard Still
J. Nürnberger Walter Simon Alfred Straus
Franz Oppenheim Albert Simons Julius Strauss
Erich Oppenheimer Alfred Simons Wilhelm Strauss
Fritz Oppenheimer Arthur Simons Fritz Thalheimer
Bernhard Osser Emil Sommerfeld Dagobert Tobias
Wolf Piepenberg Ernst Spier Paul Walbaum
Jakob Platz Paul Süssholz Süsskind Alex Waller
Jakob Reif Adolf Schallenberg Fritz Weiner
Bernhard Ressmann Julius Schay M. Weinfeld
Hugo Reyersbach Gottfried Schidlowsky Rudolf Weinholt
Leo Ritter Moritz Schiff Ernst Wertheim
Josef Rollmann Siegfried Schlesinger Ernst Winter
Dagobert Rosenbaum Heinz Schlossstein Rudolf Winter
Felix Rosenberger August Schömann Willy Winter
Fritz Rosenthal David Schönbach Ernst Wolf
Jakob Rosenthal Willi Schön Emanuel Wolf
Eugen Rothschild Albert Schüller Albert Wolf
Leo Salomon Philipp Schwarz Friedrich Wolff
Otto Salomon Bernhard Schwarzschild Ludwig Wolff
Albert Seckels Max Stein Rodolf Wolff
Siegmund Seckels David Stern Albert Wallach
Josef Seligmann Hugo Marchand Adolf Bermann
Walter Rosendahl Juda Julius Schild Hermann Neuburger
Salomon Moses Leopold Stein Sally Tuch
Hans Rothschild Adolf Speier Alois Wolf
Bernhard Rothschild

Geschichte des Denkmals

Dieses Monument (Bildhauer Franz Brantzky) wurde im Jahr 1924, zehn Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs, in der damals liberalen Synagoge an der Roonstraße aufgestellt.  Nach der der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wurde das Monument auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd umgesetzt und so vor der Zerstörung bewahrt.

Besonderheiten des deutschen, liberalen Judentums

Dieses Denkmal ist auch aus historischer Sicht besonders interessant. Bemerkenswert ist, dass es ursprünglich im Gebäude der Synagoge stand. Dies verdeutlicht, wie wichtig für die deutschen Juden die Verbindung von Religion, Gemeinde und Opferbereitschaft für das Vaterland war.

Besonders tragisch ist die Tatsache, dass diejenigen, die ihr Leben für das deutsche Vaterland opferten und sich als integralen Bestandteil der deutschen Gesellschaft sahen, in wenige Jahren  zu „Untermenschen“ erklärt wurden.

Ebenfalls auffällig sind die fast ausschließlich deutschen (germanischen) Vornamen. Solche Vornamen wären für osteuropäische Juden, die traditionell hebräische oder jiddische Vornamen tragen, absolut undenkbar.  Dies könnte als ein Zeichen der Assimilation interpretiert werden.