Kommentar zum Beitrag „Das Fest mit heidnisch-christlichen Wurzeln …“ aus manipulationstechnischer Sicht

In diesem Beitrag gebe ich einen Überblick über typische und leider recht primitive Manipulationstechniken, die oft als eine Antwort auf die Beträge im Internet angewendet werden.

In diesem Fall handelt es sich um einen Facebook-Kommentar in der Gruppe „Jüdische Gemeinde Düsseldorf Forum“ eines anonymen Nutzers* mit dem Nickname „Ari El“ zu meinem Beitrag „Das Fest mit heidnisch-christlichen Wurzeln wird erneut in der Synagoge gefeiert„.

Kommentar:

Wie Neid- und Hass-zerfressen muss man sein, um diesen Beitrag zu schreiben und zu teilen? Ich habe selbst mit dem Karneval überhaupt nichts am Hut, aber Juden vorzuwerfen, am kulturellen (NB: nicht religiösen!) Leben ihrer (Wahl)Heimat teilzunehmen und dies auch in den eigen Räumen (NB: nicht, wie behauptet, in der Synagoge, sondern in einem Saal des Gemeindezentrums – aber mit Fakten hatte es der Verfasser noch nie so ganz) zu tun, ist der Ruf nach der Rückkehr ins Ghetto.

Interessanterweise hat der Verfasser noch nie Bedenken darüber geäußert, wenn in den Räumlichkeiten der Gemeinden russische Kulturveranstaltungen nichtreligiöser Art stattfanden, egal, ob es sich dabei um Lesungen, Theater, Musik, oder Veteranenveranstaltungen (an denen heute demographisch bedingt mehr Veteranen des Afghanistaneinsatzes der Roten Armee als von 1945 teilnehmen) handelt.

Rabbiner Bruckner, seines Zeichens geschätztes Mitglied der ORD, der Käuflichkeit zu bezeichnen, nur weil der nicht den Ausführungen des Verfassers zustimmt, ist eine Schande!

Bewertung

Hier ist die Beschreibung der rhetorischen und manipulativen Techniken, die im obigen Kommentar verwendet wurden.

1. Ad Hominem

Der Kommentar beginnt mit einem Ad Hominem Angriff, indem der Autor des Beitrags als „von Neid und Hass zerfressen“ bezeichnet wird. Diese Technik zielt darauf ab, den Autor persönlich anzugreifen, anstatt sich sachlich mit dem Inhalt des Beitrags auseinanderzusetzen.

2. Strohmann-Argument

Der Kommentator unterstellt dem Autor, dass er den Juden vorwirft, am kulturellen Leben teilzunehmen und dies in ihren eigenen Räumen zu tun, was eine Verzerrung der im Blogbeitrag dargestellten Positionen ist. Diese Technik dient dazu, eine leichter angreifbare Position zu konstruieren, die der Autor möglicherweise nie vertreten hat.

3. Falsche Dichotomie

Indem der Kommentar suggeriert, dass der Autor eine Rückkehr ins Ghetto fordert, wird eine falsche Dichotomie konstruiert: Entweder man akzeptiert die Teilnahme am kulturellen Leben in der beschriebenen Form oder man ist für eine Rückkehr in die Isolation. Diese extreme Gegenüberstellung ignoriert die Möglichkeit gemäßigter oder differenzierter Meinungen.

4. Selektive Beweisführung / Cherry Picking

Der Kommentator wirft dem Autor vor, nur selektiv zu kritisieren und z.B. russische Kulturveranstaltungen nicht zu problematisieren. Diese Technik hebt selektiv Informationen hervor, die die eigene Argumentation stützen, während andere, möglicherweise widersprüchliche Informationen ignoriert werden.

5. Falsche Anschuldigungen / Unterstellungen

Die Behauptung, der Verfasser habe Rabbiner Brukner der Käuflichkeit bezichtigt, nur weil dieser nicht mit den Ausführungen des Verfassers übereinstimme, ist eine schwerwiegende Anschuldigung, die, wenn sie nicht im Originaltext enthalten ist, eine falsche Unterstellung oder Verleumdung darstellen könnte.

Fazit

Der Kommentar verwendet eine Kombination aus persönlichen Angriffen, Verzerrungen, selektiver Beweisführung und Lügen, um den Autor des Blogbeitrags zu diskreditieren und seine Argumente zu untergraben. Solche Techniken dienen dazu, die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Inhalt des Beitrags abzulenken und den Diskurs eher in eine emotionale als in eine sachliche Richtung zu lenken.

Die Kernfrage des Beitrags, ob die Durchführung der Feier mit heidnisch-christlichen Wurzeln in einem Synagogengebäude (nicht im Betsaal) erlaubt ist, wurde völlig ignoriert.


* Die Anonymität des Nutzers auf Facebook ist brüchig, aber wenn jemand nicht den Mut hat, zu seiner Meinung zu stehen, lassen wir ihn „anonym“.

Antwort auf den Kommentar

Die untenstehende Antwort auf den Kommentar wurde aus der Gruppe „Jüdische Gemeinde Düsseldorf Forum“ entfernt. Welche Regeln ich damit verletzt habe, ist mir ein Rätsel.

Mit der letzten Kraft, die mir mein von Neid und Hass zerfressenes Dasein noch lässt, tippe ich diese Zeilen, wohl wissend, dass mein Ende naht. Wie erfrischend, Ari Els Kommentar zu lesen, der mit chirurgischer Präzision die Tatsachen so kunstvoll verdreht, dass selbst ein Origami-Künstler neidisch werden könnte. Wie konnte ich den feinen Unterschied zwischen einem Gemeindesaal und dem Betsaal einer Synagoge übersehen? Schließlich steht er gleich im ersten Satz meines Beitrags – aber wer liest schon gerne genau, wenn Halbwahrheiten so viel bequemer sind?

Meine Vorliebe für den Karneval in Venedig mag überraschen, aber ja, ich gestehe, ich bin ein Fan. Vielleicht ist es die unverkennbare christliche Prägung des Namens oder die ironische Nähe zum Ghetto, die mich so anzieht. Ein wahrhaft symbolischer Ort für jemanden wie mich, der bald von Neid und Hass zerfressen sein wird.

Und was die russischen Kulturveranstaltungen angeht – warum sollte ich mir Sorgen machen? Sie sind doch weder heidnisch noch christlich. Oder ist es etwa verboten, russische Kulturveranstaltungen zu genießen, ohne gleich in den Verdacht zu geraten, ein verkappter Gegner von allem zu sein, was nicht aus der neuen Heimat kommt?

Aber lassen wir das. Und ja, es ist wohl eine Schande, nur weil ich es wage, mit Rabbiner Brukner, diesem geschätzten Mitglied der ORD, nicht einer Meinung zu sein. Wie konnte ich nur so tief sinken?

P.S. Bitte entschuldigen Sie die Ungenauigkeit meiner Worte – sie sind lediglich das Ergebnis meines rasch fortschreitenden Zustandes der Verfressenheit.“