Restaurierungspläne für das Denkmal der gefallenen jüdischen Soldaten 1914–1918

Der zweite Teil des Artikels befasst sich mit den Plänen der Gemeindeführung zur Renovierung des Denkmals und dem offenen Brief/der Pressemitteilung von Benzion Wieber sowie dem Zustand des Denkmals. (Teil 1 des Beitrages)

Offener Brief/ Pressemitteilung von Benzion Wieber

In seinem offenen Brief vom 28.10.2024 schildert Benzion Wieber die Geschichte des Denkmals und äußert seine Befürchtung, dass es völlig verfallen sein könnte, wenn nicht dringend Restaurierungsmaßnahmen eingeleitet werden.

Weiterhin wird erwähnt, dass der Vorstand der Gemeinde von Herrn Wieber über den Zustand des Monuments vor 1,5 Jahren informiert wurde und dass es darum gehe, „das Monument vor der kompletten Verrottung und dem völligen Zerfall zu retten“.  „Es ist bedauerlich, dass bis jetzt nichts unternommen wurde.“

Was für ein glücklicher Zufall, dass ein solches Thema ausschließlich kurz vor der Wahl an die breite Öffentlichkeit kommuniziert wurde. Sollte es wirklich der Fall sein, dass sich der Zustand des Denkmals ausgerechnet 19 Tage vor der Wahl (17.11.2024) so „massiv verschlechtert“ hat, dass dies über den „Kölner Stadt Anzeiger“ als Thema in die Kölner Öffentlichkeit getragen werden musste?

Realistischer Zustand des Denkmals

Wenn wir versuchen, den Zustand dieses Denkmals völlig emotionslos zu betrachten, werden wir feststellen, dass der tatsächliche Zustand des Denkmals weniger dramatisch ist, als von Herrn Wieber dargestellt.

Das Denkmal ist aus Muschelkalk gefertigt. Die Risse oder Adern im Muschelkalk sind normal und entstehen durch natürliche Alterungsprozesse sowie Umwelteinflüsse, wie z. B. Frost-Tau-Wechsel oder sauren Regen.

Auch die weißen vertikalen Streifen (siehe Fotos) auf dem Muschelkalk sind typisch für Kalkstein. Da die Streifen gleichmäßig vertikal verlaufen, könnte es sich um eine natürliche Aderstruktur des Muschelkalks handeln. Es kann sich um Anhydrit-Umwandlungen handeln.

Wichtig zu merken! Das Denkmal wurde ursprünglich für die Aufstellung im Inneren des Gebäudes entworfen und gefertigt und stand zuerst in der Synagoge. Aus diesem Grund bestand kein Bedarf, die Inschriften und hebräischen Buchstaben tiefer einzumeißeln, da diese nie der Witterung ausgesetzt werden sollten. Dies erklärt auch, warum sich die Farbe aus den Inschriften leichter herauslösen konnte.

Entgegen den Aussagen von Herrn Wieber würde ich behaupten, dass die hebräischen Buchstaben noch intakt sind, jedoch einen altersentsprechenden Abnutzungsgrad aufweisen.

Grundsätzlich ist Muschelkalk ein stabiles und langlebiges Material und kann bei guten Bedingungen mehrere Jahrhunderte überdauern. Der Zustand des Denkmals, das 84 Jahre im Freien steht, ist nicht außergewöhnlich schlecht, sondern mit naturgemäß Spuren der Verwitterung.

Was sind die nächsten Schritte?

Die einfachste, schnellste und kostengünstigste Lösung in dieser Situation wäre, ein freistehendes Außenschild auf zwei Pfosten zu installieren, auf dem die Liste der Gefallenen abgedruckt ist. Das Denkmal könnte zusätzlich mit einem Schutzanstrich versehen werden, um es für die Zukunft zu erhalten.

Da Daniel Lemberg aus Erfahrung spricht, schlägt er eine fachgerechte Sanierung des Denkmals vor. Die Schritte könnten wie folgt aussehen:

  1. Eine sorgfältige Reinigung von Schmutz, Moos und Flechten
  2. Die Risse werden mit Spezialmörtel verschlossen.
  3. Das Nachmeißeln und Ausmalen der Buchstaben (3057 Kleinbuchstaben, 55 Großbuchstaben, 50 hebräische Buchstaben).
  4. Trocknung
  5. Auftragen des Imprägniermittel

Die Imprägnierung hält normalerweise 5 bis 10 Jahre.

Geplante Restaurierungsmaßnahme

Dieser Abschnitt wird erst dann beschrieben, wenn die planungsorganisatorischen Maßnahmen bekannt sind. (Die Antwort hier ist vom Vorstande / der Geschäftsführung zu erwarten).

Dieses Thema ist auch Tagesordnungspunkt 6 der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung.  Seien Sie dabei und erfahren Sie persönlich die Details. Wann und wo die Sitzung stattfindet erfahren die Gemeindemitglieder aus den bekannten Quellen.

Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus

Der Zustand des gegenüberliegenden Denkmals erscheint mir jedoch etwas besorgniserregender, insbesondere wenn man bedenkt, dass dieses Denkmal deutlich jünger ist.

Das Denkmal weist mehrere Risse auf (rechtes Bild), wobei ein Riss sich von oben bis weit in den unteren Bereich des Steins zieht. Es ist zu vermuten, dass dieser Riss durch Frost-Tau-Wechsel zu einer weiteren Verschlechterung führen könnte. Bei diesem Denkmal ist sicherlich eine fachgerechte Behandlung der Schäden erforderlich, um größere Schäden zu verhindern.

Mit der rechten Maustaste können Sie das Bild in einem separaten Fenster in besserer Qualität öffnen.

Daniel Lemberg erklärte, dass es sich auch bei diesem Denkmal um Muschelkalk handelt und der sichtbare Riss verfugt werden kann und wird. Das Denkmal ist nicht akut gefährdet. 

Fazit

Es ist bedauerlich, dass ein Denkmal als Wahlkampfthema instrumentalisiert wird, während sein tatsächlicher Zustand weit weniger „katastrophal“ ist, als dargestellt. Bedauerlich ist auch, dass der Zustand des Denkmals für die Opfer des Nationalsozialismus ignoriert wird. Gerade dieses Denkmal dient als verbindendes Element der gemeinsamen Geschichte aller Gemeindemitglieder, unabhängig davon, ob ihre Wurzeln in Deutschland, Polen, Ungarn, Rumänien oder der ehemaligen Sowjetunion liegen.

Beide Denkmäler sollten als würdige Erinnerungsstätten erhalten bleiben und nicht als Bühne für kurzfristige politische Interessen oder Wahlkampfthema dienen.

Bildergalerie: Denkmal für die jüdischen Soldaten 1914-1918 in Köln

Linke Seite:

Mittlerer Teil:

Die Reparatur scheint hier bereits durchgeführt worden zu sein.

Rechte Seite: